Strelapark 2.0: Vom Einkaufszentrum zum Megaprojekt – Eine Zeitreise für Stralsunder
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R_ace_R -
24. April 2025 um 08:45 -
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- Aus der Luftperspektive: Vom Parkplatz zur Glaskathedrale
- Warum jetzt? Hintergründe und historische Einordnung
- Altstadt vs. Strelapark: Der Kleinkrieg um Kundenströme
- Verkehrschaos oder Entlastung? Der Streit um den „Grünen Boulevard“
- Territorial-Spagat: Kramerhof vs. Stralsund
- Fazit: Zwischen Wachstum und Identität
Aus der Luftperspektive: Vom Parkplatz zur Glaskathedrale
Die Baustelle ist ein Puzzle aus Stahlträgern, Betonplatten und Kranen. Wo früher der Parkplatz lag, entsteht seit Juni 2024 ein zweigeschossiger Neubau mit Glasfassade. Aus der Vogelperspektive wirkt das Ganze wie eine architektonische Symbiose: Der alte Strelapark bekommt einen modernen Anbau, der ihn fast um die Hälfte vergrößert.
Konkrete Zahlen zum Staunen:
- Die Verkaufsfläche wächst von 17.000 m² auf 26.000 m² – das entspricht etwa drei Fußballfeldern oder der Fläche von 13 typischen Stralsunder Altstadt-Grundstücken.
- Der neue Textilmarkt (2.500 m²) wird allein so groß sein wie das bestehende Media-Markt-Geschäft.
- Das Parkhaus mit 1.330 Plätzen bietet mehr Stellflächen, als die gesamte Stralsunder Altstadt an Parkmöglichkeiten hat.
Interessantes Detail: Für den Anbau musste die Außenwand des Altbaus durchbrochen werden – alles während des laufenden Betriebs. Ein Balanceakt, der an eine Herz-OP am schlagenden Organ erinnert.
Luftaufnahmen des Strelaparks in Stralsund vor der Großerweiterung
Warum jetzt? Hintergründe und historische Einordnung
Die Betreibergesellschaft Citti investiert 65 Millionen Euro – das ist mehr als das Doppelte der Summe, die 2023 in die Sanierung der Stralsunder Altstadt floss. Harald Rottes, Prokurist des Unternehmens, bringt es auf den Punkt: „Ohne mindestens 22.000 m² Verkaufsfläche hat ein Einkaufszentrum am Stadtrand keine Zukunft.“
Zeitstrahl mit Twists:
- 1995: Eröffnung des Strelaparks mit damals revolutionären 17.000 m² – einst das größte Einkaufszentrum in MV.
- 2020: Beschluss des Bebauungsplans mitten in der Corona-Pandemie, als viele Einzelhändler um ihre Existenz bangten.
- 2023: Politisches Tauziehen: Die Grünen/PARTEI-Fraktion nennt das Projekt „Sargnagel für die Altstadt“, doch die Bürgerschaft stimmt mit 32:6 für die Erweiterung.
- 2024: Baubeginn – genau 29 Jahre nach der Erstöffnung.
Altstadt vs. Strelapark: Der Kleinkrieg um Kundenströme
Die Erweiterung ist nicht unumstritten. Hermann Jesske, Inhaber eines Altstadt-Modehauses, kritisiert: „Auf der grünen Wiese gibt es keine Mietpreise wie in den historischen Gebäuden. Das ist kein fairer Wettbewerb.“
Harte Fakten aus der Studie:
- Bis zu 7,3 Millionen Euro pro Jahr könnten aus der Innenstadt abwandern.
- Besonders betroffen:
- Bekleidung/Schuhe: 3–9 % Umsatzrückgang
- Sport/Spiel/Hobby: 4–12 % Einbußen
- Möbel/Haushalt: 2–5 % Verluste
Gegenargumente der Befürworter:
- Der Strelapark lockt bereits heute 188.000 Menschen aus dem Umland an.
- 2023 verzeichnete Stralsund 1,5 Millionen Tagesgäste – viele davon strömen nach dem Besuch von OZEANEUM oder Hafen auch ins Einkaufszentrum.
Luftaufnahmen der Erweiterungsarbeiten im Februar 2025
Verkehrschaos oder Entlastung? Der Streit um den „Grünen Boulevard“
Ein spannender Nebenschauplatz: Parallel zur Strelapark-Erweiterung läuft die Debatte um den Heinrich-Heine-Ring. Die AfD-Fraktion wollte 2023 alle Arbeiten am „Grünen Boulevard“ stoppen – unter anderem mit dem Argument, die Fahrspur-Reduzierung würde den Verkehr zur Baustelle verschlimmern. Der Antrag scheiterte, doch das Thema bleibt brisant.
Prognosen:
- Durch die Erweiterung werden täglich 800–1.200 zusätzliche Fahrten erwartet.
- Kritiker befürchten Staus, besonders an Wochenenden und vor Weihnachten.
- Die Stadt plant jedoch eine neue Ampelanlage am Ziegelgraben, um den Verkehrsfluss zu optimieren.
Territorial-Spagat: Kramerhof vs. Stralsund
Ein Kuriosum am Rande: Das ursprüngliche Strelapark-Gebäude steht auf Kramerhofer Gebiet, während der neue Anbau zu Stralsund gehören wird. Durch eine Gebietsänderung wird fast das gesamte Umland des Centers künftig der Hansestadt zugeschlagen – eine administrative Meisterleistung, die jahrelange Verhandlungen erforderte.
Luftaufnahmen aus April 2025
Fazit: Zwischen Wachstum und Identität
Die Erweiterung des Strelaparks ist ein Balanceakt. Sie stärkt die Wirtschaftskraft, riskiert aber auch, die Altstadt weiter zu schwächen. Als jemand, der hier aufgewachsen ist, hoffe ich auf eine Koexistenz beider Standorte – und darauf, dass der Strelapark nicht zur anonymen Shopping-Mall verkommt.
Eins ist sicher: Wenn die Bauzäune im Herbst 2025 fallen, werden wir Stralsunder das Ergebnis kritisch begutachten.
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Über den Autor

Ich bin Chris, ein leidenschaftlicher Blogger, der gerne Geschichten aus Technik, Kultur und Alltag erzählt – immer mit einem Hauch Kreativität und Humor. Als IT-Administrator bringe ich fachliches Know-how ein, während meine Hobbys wie Fotografie, Drohnenfliegen und Naturerkundungen für vielseitige Perspektiven sorgen. Besonders liebe ich es, persönliche Erlebnisse und nostalgische Erinnerungen mit aktuellen Themen zu verbinden. Gemeinsam mit meiner Familie lebe ich in Stralsund, Mecklenburg-Vorpommern, und teile meine Sicht auf die Welt – mal nachdenklich, mal unterhaltsam, aber immer authentisch.
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